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Froschkönig
Es war einmal…
...ein König, der hatte viele schöne Töchter, doch seine jüngste Tochter war so schön, wie die Sonne selbst. Und wenn es einmal ein besonders warmer Tag war, so ging die liebliche Königstochter gerne in des Königs Wald, nahe beim Schloss, wo ein kleiner Brunnen stand und setzte sich an den kühlen Rand. Dort saß sie und warf zu ihrem Zeitvertreib eine goldene Kugel so hoch in die Luft, wie sie es nur vermochte und fing sie wieder auf. Einmal jedoch fiel die Kugel dabei an ihrer Hand vorbei und rollte in den Brunnen hinab. Dort verschwand sie im dunklen tiefen Wasser, ehe sie noch hätte ihr nachsetzen können. Da fing die Königstochter bitterlich an zu weinen und zu schluchzen und konnte gar nicht mehr aufhören.
Und wie sie so saß und die Tränen ihr die zarten Wangen herabliefen, da hörte sie plötzlich eine Stimme, die aus dem Brunnen zu kommen schien: Was ist geschehen, Königstochter? Du weinst ja, dass sich die Steine erbarmen möchten.
Sie sah sich um, wer da wohl zu ihr gesprochen hatte, da entdeckte sie einen riesigen Frosch, der seinen dicken glitschigen Kopf aus dem Wasser streckte und sie aus großen wässrigen Augen anstarrte. Ach, du bist’s, alter Wasserpatscher, sagte die Königstochter niedergeschlagen, ich weine über meine goldene Kugel, die mir in den Brunnen hinabgefallen ist!
Sei still und weine nicht, antwortete der Frosch, ich kann dir helfen, aber was gibst du mir, wenn ich dein kostbares Spielzeug wieder heraushole?
Was auch immer du haben willst, lieber Frosch, antwortete sie, Meine Kleider, meine Perlen und Edelsteine, sogar die goldene Krone, die ich trage.
Da sprach der Frosch: Deine Kleider, deine Perlen und Edelsteine und auch deine goldene Krone, die mag ich nicht, aber wenn du mich liebhaben willst und mich zu deinem Gesellen und Spielkameraden machen willst, wenn ich an deinem Tischlein neben dir sitzen darf, von deinem goldenen Tellerchen essen und aus deinem Becherchen trinken, ja wenn ich dann auch noch in deinem Bettchen schlafen darf, wenn du mir das versprichst, so will ich in den Brunnen hinabtauchen und dir die goldene Kugel wieder heraufholen.
Ach, ja! Ich verspreche dir alles, wenn du mir nur meine liebe goldene Kugel wiederbringst, versprach die Prinzessin, aber sie dachte bei sich: Was dem einfältigen Frosch einfällt! Er sitzt im Wasser bei seines Gleichen und quakt, er kann keines Menschen Geselle sein!
Der Frosch dachte jedoch, die Königstochter stünde zu ihrem Versprechen, tauchte in den Brunnen hinab und brachte ihr die ersehnte goldene Kugel zurück. Voller Freude sprang die Königstochter auf, riss die goldene Kugel an sich und lief mit ihr fort, ohne sich auch noch einmal umzusehen.
Warte, warte, quakte der Frosch, nimm mich mit, ich kann nicht so schnell laufen wie du!
Aber die Königstochter lief weiter und lies den armen Frosch hinter sich zurück.
Am nächsten Tage, als die Königstochter sich mit dem König und dem gesamten Hofstaat gerade zu Tische begeben hatte und von ihrem goldenen Tellerchen aß, da kam – plitsch, platsch – etwas die Marmortreppe heraufgekrochen. Als es oben angelangt war, klopfte es an der Tür und rief:
Königstochter, Jüngste, mach‘ mir auf!
Sie lief und wollte sehen, wer draußen wäre, als sie aber die Tür öffnete, so saß der Frosch davor. Da warf sie die Tür hastig wieder zu, setzte sich zurück an den Tisch, und nahm vor Angst zitternd die Gabel wieder in die Hand. Als der König dies bemerkte, fragte er: Mein Kind, was fürchtest du dich? Steht etwa ein Riese vor der Tür und will dich holen?
Ach, nein, antwortete sie, es ist kein Riese, sondern ein garstiger Frosch.
Was will der Frosch von dir, wollte der König von seiner Tochter wissen.
Ach, lieber Vater, als ich gestern im Wald am Brunnen saß und spielte, da fiel mir meine goldene Kugel ins Wasser. Und weil ich so weinte, hat sie der Frosch wieder heraufgeholt. Dafür musste ich ihm aber versprechen, dass er mein Geselle sein sollte. Ich dachte aber niemals, dass er aus seinem Wasser heraus könnte. Nun sitzt er draußen vor der Tür und will herein, klagte sie.
Indes klopfte es zum zweiten Mal und der Frosch rief sie an:
Königstochter, Jüngste, mach‘ mir auf! Weißt du nicht, was gestern du zu mir gesagt, bei dem kühlen Brunnenwasser? Königstochter, Jüngste, mach‘ mir auf!
Da sprach der König zu seiner Tochter: Was du versprochen hast, das musst du auch halten, geh‘ nur und mach‘ ihm auf!
Das Herz voll Angst und Abscheu ging die Königstochter zur Tür und öffnete dem Frosch. Er hüpfte herein und folgte ihr bis zu ihrem Stuhl. Da saß er nun und rief: heb‘ mich herauf zu dir!
Sie zauderte, aber der König befahl, sie solle tun, was der Frosch verlangte. Als der Frosch erst auf dem Stuhl saß, wollte er auf den Tisch und als er dort saß, sprach er: Nun schieb‘ mir dein goldenes Tellerchen herüber, damit wir zusammen essen können.
Das tat sie, wenn man auch sah, dass sie es nicht gerne tat. Der Frosch ließ es sich wohl schmecken, der Königstochter aber wollte jeder Bissen fast im Halse stecken bleiben.
Endlich sprach der Frosch: Ich habe mich satt gegessen, nun bin ich müde. Trag‘ mich hinauf in dein Kämmerlein und mach dein seidenes Bettchen zurecht, da wollen wir uns schlafen legen.
Die Königstochter begann zu weinen, so sehr fürchtete sie sich vor dem kalten Frosch, den sie sich nicht anzurühren getraute und der nun in ihrem Bettchen schlafen sollte. Der König aber wurde zornig und sprach: Wer dir geholfen hat, als du in der Not warst, den sollst du hernach nicht verachten. Da packte sie den Frosch mit spitzen Fingern, trug ihn hinauf und setzte ihn in eine Ecke.
Als sie sich aber ins Bett legte, kam er gekrochen und sprach zu ihr: Ich bin müde, ich will auch schlafen – heb‘ mich herauf oder ich sag’s deinem Vater.
Widerstrebend hob sie den Frosch zu sich ins Bett, schloss die Augen fest zu und versuchte einzuschlafen, der Frosch aber neben ihr im Bette sprach: Hast du mich auch lieb? So, wie du es mir am Brunnen versprochen hast?
Die Königstochter antwortete nicht und stellte sich schlafend, doch der Frosch durchschaute sie: Liebste Königstochter, das Letzte, das ich mir erbitte ist ein einziger Kuss, dann will ich verschwinden, sobald der Morgen gekommen ist und niemals wiederkehren, wenn ihr das wünscht.
Die Königstochter zögerte, doch schließlich beugte sie sich zitternd und mit Tränen in den Augen hinüber zum Frosch und hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf das breite Maul.
Sobald aber ihre Lippen den Frosch berührt hatten, verwandelte sich dieser in einen wunderschönen jungen Prinzen, der sie aus freundlichen und gütigen Augen ansah. Er erhob sich und sprach: Dir gehört mein ewiger Dank, denn du hast mich erlöst, ich war verflucht und wäre auf immer und ewig ein Frosch geblieben! Nun frage ich euch: wollt Ihr, dass ich meiner Wege ziehe und niemals wiederkehre oder wollt ihr mir eure Hand versprechen und ich werde euch ein Leben lang glücklich machen.
Mein lieber Prinz, sprach die Prinzessin, ich erkenne nun, ihr meint es gut, ich bitte euch von ganzem Herzen: bleibt bei mir.
Und so nahm der Prinz die Königstochter mit des Königs Segen zur Frau und sie lebten alle Tage glücklich und in Liebe zu einander.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.