%20Rotkaeppchen.jpg)
Rotkäppchen
Es war einmal…
...ein liebes kleines Mädchen, das immerzu ein rotes Samtkäppchen auf dem Kopfe trug und daher von allen Rotkäppchen genannt wurde.
Eines Tages wollte Rotkäppchen seine liebe Großmutter besuchen gehen, die krank im Bette lag, und ihr etwas Kuchen und Wein bringen, damit es ihr bald wieder besser ginge. Es packte also sein Körbchen voll und machte sich auf den Weg durch den Wald zum Haus der Großmutter.
Aber bleib immer schön auf dem Weg, rief ihm die Mutter noch hinterher.
Ja, Mutter, antwortete Rotkäppchen im Gehen.
Rotkäppchen war schon eine Weile gegangen, da trat vor ihr ein großer dunkler Wolf aus dem Unterholz und sprach sie an:
Hallo meine Kleine, wo hin des Weges?
Das unschuldige Mädchen wusste nicht, dass man sich vor Wölfen in Acht nehmen sollte und antwortete ohne Arg: Hallo lieber Wolf, ich besuche meine Großmutter, sie wohnt an dem kleinen Weiher auf der anderen Seite des Waldes. Sie liegt krank im Bett. Ich will ihr Kuchen und Wein bringen.
Der Wolf war aber böse und hatte sich bereits einen Plan gefasst, die Großmutter und auch das arme Rotkäppchen zu fressen.
Willst du deiner Großmutter nicht auch einen schönen Strauß Blumen mitbringen? Etwas ab vom Weg wachsen die schönsten Blumen, schlug der Wolf hinterlistig vor.
Eigentlich muss ich immer auf dem Weg bleiben, erklärte Rotkäppchen, aber Großmutter würde sich sicher sehr über Blumen freuen, ich will es wagen.
Rotkäppchen verabschiedete sich artig und machte sich daran, ein paar Blümchen zu pflücken. Es merkte gar nicht, dass es dabei immer weiter vom Weg abkam und tiefer und tiefer in den Wald hineingeriet. Der Wolf aber machte sich sofort auf den Weg zum Haus der Großmutter.
Schon bald hatte der Böse Wolf das Haus von Rotkäppchens Großmutter erreicht. Er klopfte an die Tür.
Wer ist da, rief die Großmutter mit schwacher Stimme von Drinnen.
Ich bin es, Rotkäppchen, gab der Wolf mit verstellter Stimme zurück.
Komm nur herein, mein liebes Kind, erlaubte die Großmutter gutgläubig.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, trat der Wolf durch die Tür, sprang auf das Bett der Großmutter zu und verschlang die arme alte Frau mit Haut und Haaren.
Dann zog er sich ihre Kleider an, zog ihre Schlafhaube tief ins Gesicht und legte sich in ihr Bett, um auf das ahnungslose Rotkäppchen zu warten.
Rotkäppchen hatte in der Zwischenzeit einen ganzen Arm voll schönster Waldblumen gepflückt, da fiel ihm die Großmutter wieder ein. Schnell machte es sich auf den Weg zu ihr. Dort angekommen wunderte es sich ein wenig darüber, dass die Tür weit offenstand.
Hallo, fragte Rotkäppchen vorsichtig, als es die Stube betrat, doch es bekam keine Antwort.
Da entdeckte es die Großmutter, die in ihrem Bett lag, die Bettdecke bis zum Kinn hochgezogen, das Gesicht verborgen durch die tiefsitzende Schlafhaube.
Großmutter, ich bin es, Rotkäppchen, ich bringe dir Kuchen und Wein. Geht es dir gut, fragte Rotkäppchen im Nähertreten.
Jetzt, ganz nah am Bette der Großmutter, wunderte es sich:
Großmutter, was hast du für große Ohren?
Damit ich dich besser hören kann, antwortete der Wolf nun mit verstellter Stimme.
Aber, Großmutter, was hast du für große Augen?
Damit ich dich besser sehen kann.
Und, Großmutter, was hast du für große Hände?
Damit ich dich besser packen kann.
Da wurde es dem Rotkäppchen schon etwas mulmig, es machte einen kleinen Schritt zurück.
Großmutter, was hast du für entsetzlich große Zähne?
Damit ich dich besser fressen kann!
Mit diesen Worten sprang ihm der Wolf entgegen und verschlang es mit einem großen Bissen.
Satt und zufrieden legte sich der böse Wolf wieder in das Bett der Großmutter und schlief ein.
Zufällig kam kurz darauf ein Jäger an dem Haus der Großmutter vorbei und wunderte sich über das laute Schnarchen, dass aus der offenen Tür drang. Als er ins Haus trat, um nach dem Rechten zu sehen, entdeckte er den Wolf, wie er da mit prallem Bauch im Bett lag und schnarchte, dass die Wände wackelten.
Gerade wollte der Jäger das Gewehr anlegen, da befiel ihn der ungeheure Verdacht, der Wolf könnte die arme Großmutter gefressen haben. Da nahm er sein großes, scharfes Jagdmesser zur Hand und schnitt behände dem schlafenden Wolf den Wanst auf. Da sah er auch schon ein rotes Käppchen leuchten und Rotkäppchen sprang ihm unversehrt entgegen, auch die Großmutter war noch am Leben. Schnell halfen sie ihr heraus. Eilig holten sie einige schwere Steine herbei und füllten dem Wolf mit ihnen den Leib.
Als der Wolf erwachte und um sich herum die Großmutter, das Rotkäppchen und den Jäger mit seinem Gewehr stehen sah, wollte er aufspringen und fortlaufen, doch die Steine in seinem Magen wogen zu schwer, er stolperte und stürzte sich zu Tode.
Der Jäger, die Großmutter und Rotkäppchen aber freuten sich, dass alles noch ein gutes Ende genommen hatte, aßen und tranken zusammen und feierten bis spät in die Nacht.
Die Großmutter wurde bald wieder gesund. Und Rotkäppchen versprach, nie wieder vom Weg abzugehen. So lebten sie von da an sicher, glücklich und zufrieden.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.